Vom Wunsch zur Wirklichkeit nachhaltiger Entwicklung
22. Juli 2015 – Welche Beiträge zur Nachhaltigkeit können Gewerbe und Kommunen im Großen und Kleinen angesichts des Klimawandels leisten? Dieser Frage gingen die Referenten bei einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung in der IHK Frankfurt nach.
Das Umweltforum Rhein Main e.V. hatte sie in Kooperation mit dem Wissenschaftsladen Bonn e.V. und der IHK Frankfurt am Main an diesem Tag zusammen gebracht: die Umwelt- und Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig, aber auch jene, die Forschen und Lehren, die das globale im Blick haben, die aktuell planen und verwalten, bis hin zu solchen, die praktische Beispiele aufzeigen und konkrete Hilfe anbieten.
So schlug Max Schön, Präsident der Deutschen Gesellschaft CUB OF ROME, den Bogen vom Zukunftsunternehmen über die Zukunftsstadt bis zu „Lösungen weltweit denken“. Gerade in Zeiten des Klimawandels müssen wir anders wirtschaften und systemisch denken und handeln. „Wachstum ja bitte, aber 2.0“. Und genau dieses systemische Denken versucht die Stadt Frankfurt mit der Machbarkeitsstudie Nachhaltiges Gewerbegebiet voran zu bringen, so Peter Kreisl vom Stadtplanungsamt. Er trug vor, dass ein Stadtumbau nötig sei, dass „die größte Herausforderung im Bestand“ läge. Denn nicht nur Flächennutzung, Energieversorgung, Abfallmanagement, Mobilität, Wasserverbrauch und Stadtklima müssten ökologisch ausgerichtet werden, auch Synergien zwischen einzelnen Gewerbebetrieben seien zu berücksichtigen, genauso wie Lebenszyklen.
Professor Dr. Jörg Dettmer von der TU Darmstadt gab Beispiele von Unternehmen, die bereits die Aufenthaltsqualität durch Entsiegelung und naturnahe Begrünung auf ihren Firmenflächen verbessert haben. So z. B. die Kelterei Possmann, die durch eine großflächige multifunktionale Dachbegrünung Regenwasser nutzt, Kühlung einspart und das Kleinklima verbessert. Es muss nicht immer ein Dach sein, auch kleine Flächen, sinnvoll bepflanzt, können Firmengelände lebenswerter für Tier und Mensch machen.
Frau Dr. Anke Valentin vom Wissenschaftsladen Bonn stellte die Kampagne „Natur in graue Zonen“ vor und zeigte gleich anschaulich, wo und wie gemeinsam kleine Oasen entstanden sind. Aus Kampagnenmitteln könnten 3 Unternehmen aus dem Rhein-Main Gebiet eine kostenlose Beratung auf dem Firmengelände erhalten, wenn sie mindestens 50 qm zur Verfügung stellen. Wünsche und Möglichkeiten können erörtert werden und die Feinplanung und Bauleitung gibt es auch kostenlos Das Aufbrechen und Abtransportieren von Abraum ist dann Sache des Grundstückseigentümers und auch die Kosten für Pflanzen und Substrat müssen selbst getragen werden. Am Ende gibt es eine grüne Visitenkarte für das Unternehmen.
Die Diplombiologin Ulrike Aufderheide erklärte dann auch gleich sehr anschaulich, warum eine naturnahe Bepflanzung wichtig sei. Heimische Pflanzen bieten Insekten und Vögeln mehr Nahrung, sind weniger pflegeintensiv und kommen mit der Witterung besser klar. Wildblumen werden von manchen Menschen als „Unkraut“ wahrgenommen, eben weil sie vielen nicht mehr bekannt sind. Werden sie aber gestalterisch angepflanzt, sieht jede und jeder sofort, dass es so gewollt ist und die Wahrnehmung wird positiv. Alles in allem war es ein kurzweiliger und sehr aufschlussreicher Nachmittag mit vielen Anregungen, nicht nur für Unternehmen.
Auch die Frankfurter Umweltdezernentin Rosemarie Heilig war von den sehr umsetzungsorientieren Beiträgen zur Klimaanpassung angetan und diskutierte im Anschluss noch über Frankfurter Hotspot-Plätze mit dem Publikum.